"Besser, dem gemeinen Volk anzugeh ren": zur Rolle des Chors in der senecanischen Trag die

Eine systematische Untersuchung des Verh ltnisses, in welchem die Ch re der echt senecanischen Trag dien zur jeweiligen dramatischen Handlung stehen, l t zwei grundverschiedene Typen der Chorgestaltung erkennen: einerseits den unbeteiligt aus einer Position programmatisch gepriesenener Mittelm igkeit heraus das Unglück der hochgestellten Helden beobachtenden und analysierenden Chor, andererseits die kontr re Spielform eines selbst am Leiden der Gro en beteiligten und in der Bew ltigung dieses Leidens absorbierten Chors. Beide Spielformen laufen Gefahr, verkannt zu werden in der modernen Forschung, die noch immer das philosophisch didaktische Element in Senecas Schrifttum auch in den Trag dien in den Mittelpunkt rückt. Die analytische Auspr gung, die immer wieder auf das Axiom rekurriert, alles Hochstehende sei gef hrdet, wird mi verstanden in dem Sinne, da Seneca durch die u erungen des Chors zeigen wolle, Macht und Gr e führe automatisch zu Hybris und Korruption; die leidende Variante wird ebenfalls fehlgedeutet, indem das, was in Wirklichkeit philosophisch sublimierte Leidensbekundung des Chors ist, als philosophisches Theorem aufgefa t wird, welches der "Dichterphilosoph" dem Chor zur Belehrung des Lesers in den Mund lege.