Konzepte und Operationalisierung von reproduktiven Entscheidungen. Am Beispiel sterreichs, Deutschlands und der Schweiz

Die Diskrepanz zwischen tats chlicher und hypothetischer Fertilit t (im Englischen auch unter dem Begriff Fertility Gap gebr uchlich) wurde in jüngerer Zeit zum Anlass für familienpolitische Ma nahmen genommen, um eine h here Geburtenh ufigkeit zu erzielen. Dieser Beitrag untersucht die Relevanz einer anhand von Fertilit tsidealen und -absichten gemessenen hypothetischen Fertilit t, mit der die Sch tzung des Fertility Gap angestrebt wird. Ausgehend von einem überblick der relevanten Literatur untersuchen wir die Bedeutung dieser Konzepte und deren Operationalisierung anhand empirischer Beobachtungen in drei Vergleichsl ndern: sterreich, Deutschland und der Schweiz. Wenngleich der Begriff des gesellschaftlichen Ideals der Fertilit t mehrdeutig ist, kann er bei sorgf ltiger Messung Aussagekraft in Bezug auf Reproduktionsentscheidungen bieten. Die Operationalisierung kurzfristiger und langfristiger Fertilit tsabsichten wird ebenso er rtert wie deren Realisierung. Analysen von Absichten sollten auf einem theoretischen Fundament gründen, etwa dem Miller-Pasta-Rahmen oder der sozialpsychologischen Theorie des geplanten Verhaltens. Letztere findet in sterreich und in Deutschland auf Grundlage von GGS-Daten Anwendung. Der Beitrag kommt zu dem Schluss, dass anhand des Fertility Gap mitunter falsche Schlüsse gezogen werden k nnen, da sowohl der Indikator der tats chlichen Fertilit t als auch die Indikatoren der beabsichtigten Fertilit t unpr zise sein k nnen. Aufschlussreiche politisch relevante Informationen k nnen aus einer spezifischen Form der Diskrepanz abgeleitet werden, wenn die Realisierung der individuellen kurzfristigen Absichten des Einzelnen betrachtet wird.